Amber Sadoor | November 2017
Quelle: www.dertrickser.de
Herbstgrau sickert in die Synapsen.
Die Psyche oszillierend zwischen Wut und Depression.
Dienstag lethargisch auf der Couch verbracht. Letale Langeweile. Der längste Weg war der zum Scheißen aufs Klo.
Mittwoch im Zustand seniler Euphorie, vergleichbar mit der naiven Weltliebe frisch Verliebter. Weil ein morgendlicher Geistesblitz die Endorphine zum Tanzen brachte. Spuren von Manie. Einbruch am Mittag, als der Fernseher sich weigerte und die dahingeschleuderte Wut ein bierflaschengroßes Loch ins Display riß. Die zweite Flasche aus dem Fenster auf der Straße verteilt. Freude an der Vorstellung platter Reifen ein paar Kurven später.
Kleinwagenwerkstattkonjunkturprogramm.
Donnerstag den Arzt beschimpft. Weil sonst niemand da war.
Der Freitag in Erinnerung, weil das Supermarktregal so leicht zu kippen war. Den Überwachungskameras entgangen.
Samstag dem Hibiskus beim Blühen zugeschaut, ehrfurchtsvoll verwundert über die jahrelange Ausdauer, immer wieder und wieder und wieder und wieder Blüten hervorzubringen, die 24 Stunden lebten, ohne dass jemals auch nur eine einzige Frucht daraus entstehen durfte.
Wohnzimmerwüste.
Reproduktionsfern. Leblos.
Trotz der paar Pflanzen und ihrer Mühe um Schönheit und Nachwuchs.
Sinnlosigkeit in göttlicher Entfaltung.
Die Zeitungen spiegeln den Untergang der Welt wie wir sie kannten: Den Irrsinn zum Präsidenten gemacht. Die political correctness zum Dogma. Mutter Erde geschändet. Treibhauseffekt angeheizt. Täglich. Artificial Intelligence. Das Hamsterrad zum Nest erklärt. Justin Biebers neue Frisur.
Kein Handeln trotz Wissen. Verblödung als Alltag, irgendwo zwischen Job und Netflix, zwischen Onlineshopping und Elternabend, zwischen Kontostand und Zahnzusatzversicherung. Massenpsychosen als Nebenwirkung. Kognitive Dissonanzen in globaler Dimension, ausgelöst durch die Machtlosigkeit der Bus-Insassen, das schleudernd beschleunigende Gefährt zu bremsen oder unter Kontrolle zu bekommen.
Suicidal tendencies. Eine Spezies im Wahn. Die Kinder dabei.
Ahnungslos.
Die Konjunktur brummt. Man hört sie bis ins Schlafzimmer. Vielleicht wegen meiner Bierflasche?
Der Wunsch, etwas Schönes kaputtzumachen. Bei Tinder angemeldet.
Eine Armbrust gekauft. Die Glaser freuts schonmal.
Ein Gedicht geschrieben.
Ausgedruckt und ausgeschnitten zu 2000 A6-Zetteln.
Vom Balkon geregnet. Nichts passiert.
autumn of anger
raging through veins
breaking throught mirrors
felling believes
autumn of anger
pumping the pain
greeding for guidance
winter to come
autumn of anger
lust for live
destruction now
pending delusion
Ein Konzert gefunden.
Schlägerei angezettelt.
Ein Schienbein gebrochen.
Zwölf Zehnen.
Danke, Doc Martens!
Ich hab nur ein paar Kratzer im Gesicht und aufgeschürfte Handknöchel.
Jetzt gehts mir besser.
Herbstgrau die Stadt.
Morgengrauen morgendlich.
Lichtblicke, selten.
Gedanken mit Sprung.
Rotierend um sich selbst.
In Frieden ruhen.
Erst nach dem Krieg.
Winter to come.