Amber Sadoor | Dezember 2017
Quelle: www.dertrickser.de
leben
gleicht einem punkkonzert.
manchmal springst du in die raserei vor der bühne,
manchmal wirst du hineingerissen, wenn die herde von hinten nachdrängt.
dort, wo es kocht, wirst du malträtiert mit ellenbogen und kopfnüssen,
geschubst und geschoben
aus unerwarteter richtung,
reißt jemand dir die beine weg,
den du nie zuvor gesehen hast.
sich behaupten ist hart.
wer masse mitbringt kann stehen wie ein fels.
wer größe mitbringt hat den vorteil der übersicht.
leichtigkeit entwindet flink.
wer tanzt, wer springt,
wer lücken sucht,
kommt irgendwie voran,
bleibt irgendwie am puls.
mut betritt die bühne.
um raum zu schaffen,
raum zu halten,
brauchst du deinen ganzen körper.
jeder impuls kann dich aus der mitte des geschehens katapultieren,
in die zone um die pogende herde, wo der übergang zum hinterland beginnt.
dort stehen sie: die pufferpoger
und schirmen jene tiere ab,
die sich nicht trauen in das auge des sturms,
aber nah dran sein wollen an den pulsierenden rhythmen der herde,
die die schwitzenden körper berühren wollen,
die kraft versprechen,
macht
und tanzende schönheit,
aber unter den hemden stinken nach den ausdünstungen kämpfender tiere.
wo der übergang zur anarchie
nach freiheit riecht
statt starren,
vorgezeichneten wegen und orten -
dort zieht es dich hin.
du tanzt auf der stelle,
berührst die umstehenden so oft,
bis sie abrücken von dir
und dir jenen platz lassen
den du brauchst um du zu sein.
die schönsten tanzt du an,
ihr berührt euch manchmal flüchtig,
manchmal heftig.
sympathie im raum,
ein lächeln,
das sich verdoppelt,
wenn du es erwiderst.
zärtliche liebe und rasende gewalt,
nur meter getrennt,
minuten entfernt,
vom rhythmus verstärkt,
von der melodie geschwächt,
je nach soundtrack.
nichts davon geht ohne blaue flecken ab.
oder brüche von knochen.
rippen. finger. zehen.
schmerzen.
trophäen gleich.
es überlebt zu haben.
der wut entgegen. getreten.
leben gleicht einem punkkonzert.
wodka hilft.
und ein joint.
und nach getanem kampf,
stromerst du heimwärts,
wie ein wolf ohne rudel.
verschwitzt und stinkend
und dankbar,
dabei sein zu dürfen.